Frisch bereift, vollgetankt, die Koffer bis zum Bersten gefüllt, einige zusätzlich mit Tankrucksack, Zusatztaschen oder Gepäckrolle beladen und gut gelaunt starteten wir am frühen, noch recht kühlen Freitagmorgen Richtung Süden. Bei anfangs starkem Gegenverkehr (trotz Sommerferien) führte das 1. Teilstück uns über französische „Départementales“ nach Briey und dann quer durch den PNR de Lorraine zur Kaffeepause in Pagny-sur-Meuse. Jetzt hatte die Sonne endlich auch die letzten Wolken verdrängt und die Temperaturen waren angenehm, so dass wir Kaffee & Co auf der Terrasse genießen konnten. Der Urlaub hatte begonnen! Über Domrémy-la-Pucelle, am Geburtshaus von Jeanne d’Arc vorbei, fuhren wir planmäßig kurz vor Mittag in Langres ein. Das mittelalterliche Städtchen beeindruckt durch seine 4 km lange Stadtmauer mit 9 Toren und 12 Türmen. Durch die „Longe-Porte“ (im Norden) fuhren wir ins Städtchen ein, irrten kurz in den engen und verwinkelten Gassen des Einbahnstraßenlabyrinths der Altstadt umher, um diese kurze Zeit später durch das „Henri IV“-Tor und das Turm-Tor „Sous-Murs“ im Osten wieder zu verlassen. Nur einen Steinwurf von der Altstadt entfernt waren, im uns bereits bekannten 60er Jahre-Style Restaurant D74, die Tische fürs Mittagessen schon vorreserviert.
Nach der Mittagspause rollten wir erst mal ein Stück über die Autobahn, an Dijon, Beaune und Mâcon vorbei, bevor wir quer durch das Beaujolais, eines der bekanntesten Weinanbaugebiete der Welt, kurvten. Hügelig und kurvig durch eine Bilderbuchlandschaft, zwischen den Weinreben hindurch, vorbei an malerischen kleinen Winzerörtchen mit monumentalen Kirchen, oder durch schöne Baumalleen. Da kam nach der kurzen Autobahnetappe wieder so richtig Freude auf und alle hatten ihren Spaß. Bis dann ein Plattfuß uns abrupt ausbremste. Der Reifenschaden wurde durch McGuyver unter fachmännischer Beobachtung schnell behoben (und hielt dann auch die ganze Tour). Nur die Suche nach der nächsten Tankstelle zwecks Überprüfung und Nachfüllen von Luft gestaltete sich etwas schwieriger und erforderte eine kleine Streckenänderung (Kürzung), wodurch wir dann auch zeitig unser Etappenziel, das Hôtel „Le Savigny“ in Blacé (auch kein unbekanntes Haus) erreichten.
Genauso kurvig wie der erste Tag endete, begann auch der Zweite. Durch die Weinberge des südlichen Beaujolais führte die Strecke an St.Etienne vorbei, geradewegs ins „Massif Central“. Auf der schön geschwungenen N88 über Yssingeaux und Le Puy-en-Velay kamen wir zügig voran und am kilometerlangen Baustellen-Stau konnten wir uns gottseidank geradeso vorbeimogeln, um kurz nach Mittag, im einzigartigen Road-House „Aux Légendes“, einem echten Biker-Restaurant oberhalb von Pradelles, die letzten, gottseidank vorreservierten, schattigen Sonderplätze auf der Terrasse zu belegen. Hier waren wir mit unseren BMWs definitiv die Exoten. Alle (geschätzte 50) übrigen Gäste waren ausnahmslos mit ihren Harleys angereist. Geile Location, super Stimmung, nur Biker, gutes Essen, super Service, bei 1A Wetter, was will man mehr. Weiter ging es über Mende, schnurstracks in den Parc National des Cévennes hinein.
Ab Sainte-Enimie führte die Route am reichlich mit Kanus gefüllten Fluss Tarn entlang, zum Eis essen nach La Malène.Nach der „Eiszeit“ fuhren wir abwechselnd, mal am linken, mal am rechten Flussufer, mal unten im Tal, mal oben am Hang entlang und durch unzählige Kurven die Gorge du Tarn hinunter. Am Ende fuhren wir durch den PNR des Grands Causses hinunter nach Millau, unserem nächsten Etappenziel, wobei wir die letzten Kilometer immer das bekannte „Viaduc de Millau“ im Visier behielten.
Am Sonntagmorgen fuhren wir bereits nach wenigen Minuten unter dem gewaltigen Bauwerk hindurch. Mit seinen 2460 m Länge ist das Viadukt die längste Schrägseilbrücke der Welt und bei einer maximalen Pfeilerhöhe von 343 m auch das höchste Bauwerk Frankreichs. Weiter ging es über St.-Affrique, mit seiner schönen mittelalterlichen Brücke über die Saorge, nach Mazamet, wo kürzlich eine ultramoderne, schwindelerregende, 140 m lange und 70 m hohe Hängebrücke als neue Touristenattraktion errichtet wurde.Gegen Mittag erreichten wir das attraktive mittelalterliche Städtchen Mirepoix, stellten die Bikes im Ortszentrum, direkt an der Kathedrale ab und schlenderten zum nahegelegenen „Place Maréchal Leclerc“, umgeben von alten Fachwerkhäuser auf hölzernen Arkaden, von denen die meisten unter Denkmalschutz stehen. Das schönste Haus am Platze ist: die aus dem 15. Jh. stammende „Maison des Consuls“, wo die Enden der Fachwerkbalken über der Arkadenzone reich mit gekrönten Häuptern, schönen Frauen oder gruseligen Bestien skulptiert sind. Auch das Rathaus befindet sich in einem ähnlich schönen, unter Denkmalschutz stehenden Fachwerkhaus.
Nach einer kleinen Stärkung ging es weiter nach Foix, Hauptort des Département Ariège. Hier thront auf einem Felsen, hoch über den Dächern der Stadt, die beschauliche alte Burg. Auf der Suche nach dem besten Fotomotiv umkreisten wir dieselbe, fuhren aber gleich in nordwestliche Richtung über Serres-sur-Arget weiter. Am Lac de Mondely vorbei kamen wir nach Le Mas-d’Azil, wo die D119, kurz hinter dem Ortsausgang, geradewegs durch eine gewaltige, 30 - 50 m breite und knapp 500 m lange Grotte führt. Hier hat der Fluss Arize bereits in Urzeiten die Auswaschung des Kreidefelsens bewirkt und dabei das heutige Aussehen der Höhle geschaffen. Die Höhle wird durch den Fluss geteilt, sodass sich hier zwei Ufer sowie mehrere Etagen (Galerien) befinden. Auf diesen Galerien siedelten sich in prähistorischer Zeit Menschen an. Weiter ging die Fahrt durch den „PNR des Pyrénées Ariégeoises“, über St.-Lizier nach St.Girons, wo wir eine kleine Erfrischungspause einlegten. Danach gab es im Pyrenäenvorland dann mit dem Col de Portet-d’Aspet 1069 m und dem Col de Menté 1349 m nur einen kleinen Vorgeschmack auf das was am nächsten Tag folgen sollte. Über St. Béat und die N125 waren wir am späten Nachmittag unseres dritten Fahrtages in Spanien angekommen und 8km weiter in Bossòst auch am Tagesziel. Im rustikalen Hotel Garona wurden wir etwas später mit Appetithäppchen, reichlich Tapas, Riesensteaks und leckerem Nachtisch bis zum Abwinken verwöhnt, sodass alle mit überfülltem Magen in die Kojen krochen.
Der folgende „Mad-Monday“ hatte bei unserer Tour eine ganz eigene Bedeutung. Mit einer knapp 400km langen Tagesetappe und 14 (vierzehn) Pyrenäengipfel am Stück, wurde so manch einer an die Grenze des Machbaren herangeführt. Vom Hotel aus ging es bereits nach 350m die ersten steilen Rampen des Col du Portillon 1293m hoch. Darauf folgten der Reihe nach, die Pässe: Peyresourde 1563m, Louron-Azet 1580m, Aspin 1489m, Tourmalet 2115m, Bordères 1156m, Soulor 1474m, Aubisque 1709m, Marie-Blanque 1035m, Ichère 674m, Labays 1351m, Soudet 1540m, (Mirador la Piedra de San Martin), Pierre St.-Martin 1760m und Portillo de Eraice 1578m. Einen ganzen Tag lang, nur Auf und Ab und Kurven aller Radien ohne Ende.
Am späten Nachmittag fuhren wir dann durch das wunderschöne Roncal-Tal hinunter nach Sigües und am fast leeren Staudamm von Yesa vorbei, zum Monasterio de Leyre sowie zum grandiosen Castillo de Javier. Über Sangüesa erreichten wir dann schlussendlich das Parador von Sos del Rey Católico, unsere erhabene Bleibe für die nächste Nacht. Was für eine schöne und interessante, aber äußerst anstrengende Etappe, die wohl in die Annalen der Clubgeschichte eingehen wird.
Nach einer erholsamen Nacht und einem verzögerten und nervigen Check-out ging es am nächsten Morgen erst einmal Richtung Jaca, um dann aber zu den königlichen Klöstern von San Juan de la Peña abzubiegen. Die ältere, mittelalterliche Anlage mit Höhlenkirche wurde quasi komplett unter einem Felsüberhang errichtet. Die Kirche, der älteste erhaltene Gebäudeteil wurde um 920 erbaut und ist teilweise in den Berg geschlagen. Der romanische Kreuzgang liegt vollständig unter dem Felsüberhang, der hier auch den Wetterschutz darstellt. Das alte, ehemalige Benediktinerkloster war im späten Mittelalter das bedeutendste Kloster des Landes. Im Kloster befindet sich auch eine Gruft für die Könige Aragoniens. Das neue Kloster dagegen wurde um 1700, etwas weiter Oben, auf dem Hochplateau über dem alten Kloster, in barockem Stil errichtet, ist reich ausgestattet und hatte ursprünglich viele Nebengebäude. Der besterhaltene Teil wurde kürzlich restauriert und beherbergt jetzt ein Luxushotel, ein Zentrum zur Geschichte des Königreichs Aragon und eines zur Geschichte des Klosters.
Etwas weiter folgen wir dem Lauf des Rio Gállego und kommen so nach Murillo de Gállego. Hier lohnten sich die zwei Abstecher zu den imposanten Felsentürmen absolut. 1. nach Mallos de Agüera, wo sich die steinernen Monolithen direkt neben dem Ort majestätisch erheben und diesem ihren Stempel aufdrücken. 2. nach Mallos de Riglos, auf der gegenüberliegenden Flussseite, wo die noch beeindruckenderen vertikalen Wände der Felstürme wie überdimensional große Maiskolben knapp 300m senkrecht in den Himmel ragen. Die Mallos bilden zusammen mit dem Örtchen und dem Fluss ein beeindruckendes Panorama und natürlich auch ein grandioses Fotomotiv für uns alle. Das kalkhaltige Sedimentgestein wurde im Laufe der Jahrtausende durch Wasser, Regen und Wind so geformt. Auf Grund des Vorhandenseins von Eisen haben die Felsen eine rötliche Farbe, was sie vor allem beim Sonnenuntergang äußerst spektakulär erscheinen lässt. Die Mallos de Riglos zählen zu den spektakulärsten Landschaften der spanischen Vorpyrenäen und ihre Steilwände sind ein Paradies für Kletterer. Der nächste Abstecher führte uns zum Castillo de Loarre. Die hoch über dem Ort gelegene Burg gilt als eine der schönsten ganz Spaniens und ist ein geschütztes Baudenkmal.
Nach der Mittagspause in Ayerbe ging es dann über Saragossa weiter Richtung Süden. Über Cariñena und Calatayud erreichten wir unser Etappenziel, das Monasterio de Piedra, eine ehemalige Zisterzienserabtei, am Rio Piedra gelegen, doch noch früher als gedacht. Am Fluss, der hier mehrere Wasserfälle bildet, haben sich beeindruckende Felsformationen gebildet, die zur Entstehung des "Parque del Monasterio de Piedra" geführt haben. Es ist der meistbesuchte privat geführte Naturpark Europas. Das ehemalige Kloster hat einen wunderschönen Kreuzgang, eine Barockkapelle, Mönchsbereiche, Refektorium, einem Raum, in dem sich die Mönche aufwärmten und eine Abteikirche, die unter Plünderungen litt und an der die Zeit nicht spurlos vorüber gegangen ist. Für den Besuch des Parks benötigt man einige Stunden und erkundet dabei verschiedene Wasserfälle und Kaskaden, gut hergerichtete Grotten und Höhlen, herrliche Grünzonen, Seen und Bassins, aus denen der Piedra fließt, Felsspalten, die man auf schwankenden Stegen überquert, oder gewundene enge Treppen, auf denen man hinter dem Wasserfall hinab in die Tiefe steigt. Bereits 1867 entstand hier das erste Fischzuchtzentrum Spaniens.
Dem ausgiebigen Spaziergang im wundervollen Park und dem vorzüglichen Abendessen im Refektorium folgte eine ruhige und behagliche Nacht. ../..
Alain BURG
Unsere XXL-Tour durch Spanien ist längst noch nicht am Ende .... wenn Sie wissen wollen wie es weiter ging .....
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