Tales of Mystery and Imagination.


Oder: Anekdoten und Kurzgeschichten aus den mysteriösen, nebelig feuchten schottischen Highlands. 
 
Schottland, seit langem ein Wunschziel für viele. Vor knapp einem Jahr bereits angekündigt und binnen weniger Tage ausgebucht. Eine von Mervyn, unserem ortskundigen Tourguide, fachmännisch und minutiös geplante Tour mit unzähligen Sehenswürdigkeiten und etlichen Highlights stand nicht gerade unter einem guten Stern. Nicht nur der Wettergott hatte uns einen gehörigen Strich durch unsere Schottland-Expedition gemacht, auch die Defekthexe war von Anfang an mit an Bord. Musste doch bereits schon am frühen Morgen vor dem Start das erste Windschild mittels Plastikstripes befestigt werden, um dem Wind zu trotzen.
Problemlos und rechtzeitig erreichten, wir am frühen Nachmittag die DFDS Fähre „King of Skandinavia“ in Amsterdam/Ijmuiden. Aber kurze Zeit später, als diese aus dem sicheren Hafen aufs offene Meer ausfuhr, war dann auch gleich Schluss mit lustig. Der recht stake Wellengang ließ urplötzlich auch die größte Plaudertasche verstummen und verscheuchte einige Süßwassermatrosen und sogar einen erfahrene LT-Fahrer („Marie-Astride-Treiber“ genannt) vom gemütlichen Kaffeeplausch in der Bar in die jeweilige Koje. Sogar das vorreservierte, vorzügliche Abendbüffet wurde von einigen gänzlich gemieden. Angeblich gab es welche, die kurzentschlossen auf Radikaldiät umstellten und bis zum Anlegen im Hafen von Newcastle am nächsten Morgen hartnäckig in der horizontalen Position verharrten.
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Bedingt durch die stürmische See lief die Fähre erst eine Stunde später ein als vorgesehen und da fast alle anderen vor uns an Land durften, ging in der Warteschlange beim peinlich exakten Zoll weitere kostbare Zeit verloren, da half auch unser recht zügiges Weiterkommen im britischen Linksverkehr wenig, die verlorengegangene Zeit war nicht wieder wett zu machen. An der schottischen Grenze, nach einer kleinen Schraubeinlage schlüpften dann schlussendlich auch die Härtesten in die Regenkombi. Viel später als geplant erreichten wir endlich Peebles, wo unser Tourguide bereits seit geraumer Zeit ungeduldig auf uns wartete. Nach einem stärkenden Imbiss führte uns Mervyn an Glasgow vorbei und unter strömendem Regen quer durch den „Loch Lomond and Trossachs National Park“ immer weiter in nord-westlicher Richtung bis zum Loch Linnhe, wo uns der „Ferryman“ auf die andere Seite zum „Inn at Ardgour“, gleich gegenüber der Fährrampe brachte. Ein gemütliches Haus, nur durch ein schmales Sträßchen vom Wasser getrennt; familiäres Flair, gutes Essen, die Klamotten trocknen schnell und die Welt ist wieder in Ordnung.
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Am nächsten Morgen ist dann aber Weltuntergangsstimmung, tiefhängende Wolken, Nieselregen und einige Tausend, echt nervige „Midges“, (winzige schottische Stechmücken) und zwar überall und wir flüchten Hals über Kopf, noch bevor die letzten richtig gepackt haben oder korrekt angezogen sind. Unsere unendliche Flucht beginnt, die Flucht vor den Wolken, dem Regen, den Midges, der Defekthexe und allen bösen Flüchen, aber es nutzte alles nichts, alle holten sie uns ein. Zuerst die Defekthexe, und dies kurz hinter dem geschichtsträchtigen Ort Glenfinnan wo Bonnie Prince Charlie 1745 die Hochland-Clans zum Kampf gegen die Engländer versammelte und wir eine Benzinpanne erlitten, die wir aber binnen kürzester Zeit und mit den mitgebrachten resp. vor Ort gefundenen Hilfsmittel recht schnell beheben konnten.
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Danach schauten wir uns dann in Banavie, am Fuße des Ben Nevis die einzigartige und beeindruckende Schleusentreppe (8 Schleusen auf wenigen hundert Metern) an. 
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Danach führte uns Mervyn durch den Glen Shiel nach Glenelg, wo wir mit einer abenteuerlichen Dreh-Fähre zur Isle of Skye übersetzten.
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Eine interessante Strecke, am Ende entlang der Klippen, mit Sicht auf die Inselgruppe der äußeren Hämo... Entschuldigung, Hebriden führte uns zum nördlichsten Punkt der Isle of Skye, wo wir uns nach anfänglichem Zögern, im rustikalen Duntulm Castle Hotel, in einer an sich malerischen Bucht, unterhalb der gleichnamigen Burgruinen gelegen, einquartierten.
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Aber ganz nach dem Motto zuerst die Arbeit, dann das Vergnügen, war wieder mal Schrauben angesagt. Der Keilriemen einer GS war durchgerissen und abgesprungen und so hieß es wieder: „Alle Schrauber und Mechaniker vor“ ...! und mit vereinten Kräften und dem nötigen „know how“ war auch dies kein allzu großes Problem und so konnten wir einen schönen, wenn auch kühlen Sonnenuntergang mit Blick auf die bereits erwähnte Inselgruppe am Horizont genießen, bevor wir uns am prasselnden Kaminfeuer wärmten.
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Die stürmisch kalte Nacht überstanden wir sowie unsere Bikes und so konnten wir gleich testen ob, wie und wie lange eine GS mit einem „halben“ Keilriemen läuft. Ich nehms vorweg, sie läuft und lief allen Erwartungen und Ermahnungen zum Trotz noch viele viele Kilometer, bis zurück nach Hause. Fragt sich nur, wieso die Kollegen im Berliner Motorradwerk solch breite Keilriemen montieren und hier nicht wie bei anderen Posten auch Geld einsparen; .... eine echte Materialverschwendung! Es sollte trotzdem der schwärzeste Tag unserer Reise werden. Bis zur malerischen Bucht von Portree lief noch alles glatt, dann aber zogen immer dunklere Wolken auf und wir schafften es gerade noch bis zur nächsten Tankstelle. Schnell alle volltanken, die Plastikhäute überziehen und nichts wie weg. Wir flüchteten wieder, Hals über Kopf, noch bevor die letzten richtig getankt hatten oder korrekt angezogen waren. Unsere Flucht ging weiter, die Flucht vor den Wolken, dem Regen, den Midges, der Defekt-hexe, .... und es passierte was passieren musste. Bei strömendem Regen riss die Gruppe nach kürzester Zeit auseinander und ein Teil war außer Reichweite unserer Funkanlagen. Erst knapp 50 Kilometer weiter an der „Skye Brige“ am „Kyle of Lochalsh“ war uns allen dies klar. Längst hatten uns alle wieder eingeholt, die Wolken, der Regen, die Midges und auch die Defekthexe. Kurz nach dem erwähnten Tankstopp fiel eine Adventure in Panne, und dies definitiv, wie sich allzu schnell herausstellen sollte. Die Defekthexe hatte wieder zugeschlagen, die Midges starteten eine Grossoffensive und der Regen hatte auch kein Erbarmen. Die Gruppe wartete, einige fuhren zurück, der Abschleppwagen wurde herbeigerufen, das Gepäck umgeladen und die Midges mit allen Mitteln bekämpft. Bis auf zwei fuhren alle zur wartenden Gruppe zurück und beim Mittagessen lief der WC-Handtrockner ununterbrochen um die durchnässten Klamotten wieder einigermaßen abzutrocknen, währenddessen unzählige Telefonate getätigt wurden um das liegengebliebene Motorrad zu bergen oder die zurückgebliebenen Freunde zu informieren, bevor die Reise zum wohl romantischsten und auch bekanntesten schottischen Schoss, dem „Eilean Donan Castle“, oder  „Highlander Castle“,  weiter  ging. Beeindruckend, aber auch etwas gespenstig anmutend, im Nieselregen und von Nebelschwaden umgeben und alle warteten nur noch darauf, dass der Highlander mit seinem ganzen Clan aus der Burg herausstürmen würde. 
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Die Fotoapparate klickten um die Wette, nur eine suchte ihren brandneuen i-phone vergebens und glaubte diesen beim letzten Zwischenstopp vergessen zu haben ..... ! Was solls, dann geht’s halt wieder zurück, aber nur für 2, der Rest wartet und bringt sich vor dem nun wieder stärker werdenden Regen in Sicherheit. Ohne Handy und im Dauerregen ging’s etwas später dann weiter nach Ullapool, wo Mervyn uns für 2 Nächte einquartiert hatte. Wir belegten annähernd das ganze Erdgeschoss, schalteten gleich alle Heizkörper ein und veranstalteten zwecks Trocknung gleich eine Kleiderausstellung in allen Zimmern und dem dazugehörenden Korridor. Etwas später trafen dann auch die beiden Zurückgelassenen ein und nach einer warmen Dusche, dem Anziehen trockener Klamotten, und dem glücklichen Wiederauffinden des verloren geglaubten i-phone’s, wanderten alle zum Fischrestaurant, direkt am Hafen gelegen, wo gleich mehrere der hier angebotenen leckeren Fischspezialitäten bestellt wurden.
Am nächsten Morgen teilt sich die Gruppe und währenddem der größte Teil über kilometerlange schmale „Single-track-Roads“ in den äußersten Norden Schottlands hochfuhr, fuhren 3 runter nach Inverness, um sich hier beim lokalen BMW-Vertreter um das defekte Motorrad zu kümmern. 
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Es war unumstritten der schönste Tag unserer Schottlandreise und das Wetter spielte abgesehen von den letzten 20 Kilometern, ausnahmsweise auch mal mit. Mervyn hatte eine fantastische, verkehrsarme Strecke mit vielen großartigen Blickpunkten ausgesucht.
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Wir fuhren über kurvige Küstenstraßen und an schönen Stränden oder rauschenden Bächen vorbei und zu wilden Wasserfällen, wo Lachse um die Wette sprangen. Dass der Regen uns am Ende dieses Tages doch noch mal beglückte war nicht dramatisch, genau wie der kleine Umfaller unterwegs.
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Schlimmer war, dass die defekte GS immer noch nicht beim BMW-Händler in Inverness eingetroffen war. Hatten sich wirklich alle gegen uns verschworen, waren die Geister der alten Skoten und Pikten uns aufsässig, war dies die Rache der Enterbten oder der mysteriöse Kampf gegen etwaige Invasoren, die mit Stahlrössern aus einem Kleinherzogtum angereist waren, um die Highlands unsicher zu machen oder gar zu erobern?  Es war unfassbar, keiner konnte oder wollte helfen und wies jeweils dem anderen die Schuld und die Verantwortung zu, ob nun Abschleppunternehmen, ACL, BMW usw, absoluter Stillstand, unfassbar! Wir waren sprachlos und einer ärgerte sich grün und blau, doch es nutzte alles nichts. Erst als eine beachtliche Summe cash money (Kies, Knete, ...) winkte kam wieder Bewegung auf. Der total be…., geizige Abschlepper (oder Abzocker) wollte nichts von irgendwelchen Automobilclub’s, Carnet d’assistance, BMW-Pannendienst, Checks und dergleichen wissen. Wir waren auf einer Insel, von Europa, Euro, usw.... keine Spur. Die Stimmung war explosiv und alle leicht gereizt, daran konnten leider auch die erneut leckere Fischplatte nichts ändern.   
Am nächsten Morgen brachen wir erneut in zwei Richtungen auf. Die einen auf direktem Wege nach Inverness zum BMW-Händler, in der Erwartung, dass dort jetzt endlich irgendwas passieren würde, die anderen Richtung Loch Ness, wo wir zuerst „Urquhart Castle“, eine der größten Burgen Schottlands und Sitz des schottischen Königs „Robert the Bruce“ besuchten, bevor wir dann auch noch „Nessi“ einen Besuch abstatteten.
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Etwas später trafen wir dann in Inverness auf die Kollegen und eine gottseidank wieder fahrbereite Adventure, was angeblich auch nicht selbstverständlich war, aber zum Glück lief es nun wieder, denn wir hatten noch einiges vor, an diesem Tag. Zunächst führte uns Mervyn nach Carrbridge in eine kleine rustikale Kaffeestube, gegenüber der „Old Packhorse Bridge“, die älteste Steinbrücke in den Highlands (anno1717).
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Anschließend besuchten wir, wie sich das wohl für eine Schottlandreise gehört, eine der bedeutendsten Whisky Destillerien des Landes, schottischer Whisky genießt schließlich Weltruf. Zirka 100 Sorten dieses edlen Gebräus werden hierhergestellt, gelagert und immer wieder mit allen erdenklichen Zutaten (Kräuter, Obst, Gemüse usw.) verfeinert, wie man uns erklärte. Whiskyflaschen aller Couleur und aller Preisklassen, von erschwinglich bis sehr teuer strahlten uns an und augenscheinlich wurden einige allein durch Anblick und Geruch ohnmächtig, oder war es doch der "very exclusiv price"?
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Durch den `Caingorms-National Park` fuhren wir dann über die `Bridge of Gairn` nach Braemar, wir eigentlich auch noch der Queen einen Besuch abstatten wollten, aber leider kamen wir etwas zu spät zur „Tea-time“ und so düsten wir gleich über „Devil’s Elbow“ und durch den „Glen Shee“ runter nach Bridge of Cally, die Hausstrecke der örtlichen Motorradclubs. Unser Tourguide hatte wieder ein tolles Hotel für uns vorreserviert und auch das Essen war hier ausgezeichnet.
Unerfreulicherweise war das Wetter am nächsten Morgen wieder echt mies und so sackte die gute Stimmung des Vorabends gleich wieder Richtung Nullpunkt. Bei prasselndem Regen zogen wir eher gemütlich im Hoteleingang wieder unsere Schwimmhäute, an und flüchteten, einer schneller als die anderen, noch bevor alle richtig gepackt hatten oder korrekt angezogen waren und unsere Flucht ging weiter, die Flucht vor den Wolken, dem Regen usw. usw. Unsere Route führte an diesem Morgen nach Stirling, in ein äußerst geschichts-trächtiges Territorium, fanden doch hier in Stirling und der näheren Umgebung im Laufe der Geschichte gleich sieben bedeutende Schlachten statt. Die strategisch gute Lage des Schlosses war ewiger Zankapfel zwischen Schotten und Engländern und diese Auseinandersetzungen dauerten mehr als drei Jahrhunderte lang. 1296 eroberten die Engländer unter Edward 1. das Schloss wobei die Schotten eine schwere Niederlage erleiden mussten, aber bereits ein Jahr später konnten die Schotten bei einem Aufstand unter der Führung von William Wallace nach einem erbitterten Kampf an der `Stirling Bridge` die zahlenmäßig weit überlegenen englischen Truppen schlagen und `Stirling Castle` wiedererobern, was aber bereits ein Jahr später wieder von den Engländern zurückerobert wurde. 1314 gelang es dann den schottischen Truppen unter Robert the Bruce die Engländer in der Schlacht von Bannockburn vernichtend zu schlagen, wonach dann erst mal knapp zweihundert Jahre Ruhe einkehrte, bevor das Ganze Scharmützel wieder von vorne anfing. Schon von weitem kann man den 67m hohen und auf der Anhöhe von Abbey Craig errichteten `Wallace-Turm` erblicken, der zum Gedächtnis an diesen ersten schottischen Nationalhelden errichtet wurde. Bedingt durch den immer noch anhaltenden Regen schenkten wir uns den nun anstehenden Fußmarsch und/oder Aufstieg und fuhren gleich weiter zum `Stirling-Castle`. Das prächtige Schloss thront hoch über der Stadt und von dort oben hat man einen weiten und erhabenen Blick in alle Himmelsrichtungen und eine Besichtigung drängt sich förmlich auf. Der große Saal für wichtige Empfänge ist der größte der jemals in Schottland erbaut wurde, das Dachgebälk große Zimmermannskunst und die  Königsimmitation auf dem Thronsessel passte echt zur Kulisse, die Schulkinder waren begeistert. Da der Regen an diesem Tag kein Einsehen hatte fuhren wir auf direktem Wege nach Edinburgh, wo unser Tourguide auf Drängen der weiblichen Gefolgschaft, durch das Baustellen- und Einbahnstraßen Gewirr, das Hard-Rock-Café ansteuerte. Nach einem kurzen Shopping und Kaffee- oder Cola-Stopp war dann plötzlich wieder panikartige Aufbruchstimmung und wir flüchteten wieder, Hals über Kopf, noch bevor die letzten ausgetrunken resp. ihr Geschäft verrichtet hatten oder korrekt angezogen waren und unsere Flucht ging weiter, die Flucht vor den Wolken, dem Regen …. na, Ihr wisst schon, aber diesmal nur um die wenigen noch verbleibenden Kilometer zum Etappenziel auch noch so schnell wie möglich im Dauerregen hinter uns zu bringen. Auf Höhe des Meeresspiegels fuhren wir die letzten Kilometer bei `Mistral` auf der Küstenstraße Slalom zwischen Windböen, Sandverwehungen und überdimensional großen Pfützen und außer einem Umfaller beim Rangieren, unseren durchnässten Klamotten, vergessenen Motorradschlüssel, einer Fingerquetschung und einem klasse Essen gibt’s wirklich weiter nichts zu berichten.
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Indem wir zwischenzeitlich alle schon dran gewöhnt waren regnete es am nächsten Morgen beim Start schon wieder (oder noch immer), und nachdem das gesamte Damenteam kurzerhand ein ganzes Zimmer aufs gründlichste durchsucht und innen-außen gedreht hatten und die verloren gegangene Brieftasche doch nicht auffinden konnten, was auch schwer möglich war, da der Zimmerkumpan diese einfach mal mit eingepackt hatte, schlüpften alle wieder ins Plastikzeug und wir ruderten weiter gen Süden. In den `Scottish Borders` vorbei am `St.Mary’s Loch` zum malerisch gelegenen `Talla Resr.` (wäre bei strahlendem Sonnenschein sicher noch viel schöner gewesen) und weiter nach Moffat. Hier übertrafen wir uns selbst und stellten in unserer unbeschreiblichen und ungezügelten Eile neue Rekorde auf. Tatsächlich schafften wir es, binnen 70 Minuten, 11 Motorräder voll zu tanken, diese dann etwas weiter korrekt zu parken, alle Motorradklamotten nebst Regenzeug aus- und später auch wieder an zu ziehen, Essen zu bestellen, 14 zum Teil hungrige Mäuler zu stopfen, einige Telefonate zu führen resp. SMSe zu schreiben, 1 x zur Apotheke und 3 bis 4 x zum Geldautomaten zu laufen, alle Essen und Getränke separat zu zahlen und noch einige kleine Souvenirs zu kaufen und dies obwohl wir erst im zweiten Restaurant freie Tische ergattern konnten. Einige waren wirklich `not amused` über diese übertriebene Eile und ein Gehetzter sah sich dazu veranlasst dies lauthals zu beanstanden, oder war doch das schlecht gekaute und zu hastig runter geschluckte lambsteak Ursache dieses faux-pas`!
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However, der Haussegen hing nun leicht schief, denn einer fühlte sich zu Unrecht beschuldigt und so fuhren wir leicht gereizt kurze Zeit später in Lockerbie vor, wo wir mit gemischten Gefühlen die Gedenkstätte des Flugdesasters vom 21. Dezember 1988 besuchten. (Lockerbie-Anschlag: ein Bombenanschlag auf ein Verkehrsflugzeug vom Typ Boeing 747 – Pan-Am-Flug 103 - bei dem alle 259 Insassen der Maschine, sowie elf Bewohner Lockerbies ums Leben kamen. Das Flugzeug wurde auf einer Flughöhe von rund 9.000 m über der Ortschaft Lockerbie, bei der Explosion von etwa 400 g Plastiksprengstoff zerstört.) Kurz vor unserem Start war diese Katastrophe wieder in den Schlagzeilen, da der verurteilte Attentäter am 20. August 2009 aus gesundheitlichen Gründen aus der Haft entlassen wurde.
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Bei der Weiterfahrt trauten sich tatsächlich einige Optimisten wieder ohne Plastiküberzieher weiter Richtung englische Grenze zu kurven, wo wir dann, kurze Zeit später, nach einer kleinen P-Pause an einem von Mountainbike-Fahrern umlagerten Schlösschen, noch elegant am Hadrians Wall vorbei düsten. Nachdem wir auch an diesem Tag öfters durch manch Riesenpfütze ruderten oder an ihnen vorbei eierten, standen wir dann plötzlich vor einer kleinen, total überfluteten Single-Track-Road und wir mussten mit voller Kraft zurückrudern. Etwas später verdunkelten dichte schwarze Wolken zusehends den Himmel und um ein Haar hätten wir unser Hotel in Middleton in Teesdale trocken erreicht. Auch dieses Haus war eine prima Adresse, schließlich war auch Prinz Charles schon mal Gast hier. Das Essen war sehr gut, die Bedienung angenehm und das reichhaltige Frühstück am nächsten Morgen eine prunk- und stilvolle aber penibel langwierige Zeremonie, aber was soll’s, kein Stress, wir waren schließlich im Urlaub und hatten Zeit und mussten an diesem Tag nur noch knapp 250 Kilometer zurücklegen und am Ende rechtzeitig eine Fähre erreichen.
Mit den allerbesten Wünschen der beiden Motorrad-Cops, die mit ihren Racer schräg gegenüber unseres Hotels einen eher präventiven Verkehrsposten bezogen hatten, starteten wir zu unserer letzten Etappe auf britischem Boden. Wie gewohnt schlüpften wir auch an diesem Tag nochmal kurz in unsere Regenkombis und nach einem Zwischenstopp am Ripley Castle, angeblich erste Adresse bei Hochzeitsfeiern, führte der letzte Streckenabschnitt an York vorbei zum Hafen von Hull, wo wir nach langem Warten endlich auf die Fähre durften. Eine ruhige Überfahrt mit einem gemütlichen Dinner und am nächsten Tag unserer Heimreise quer durch Belgien mit einem Abstecher in Dinant schlossen diese Wahnsinntour ab.
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Vielen vielen Dank an unseren kompetenten und ortskundigen `special-Tourguide`Mervyn, der uns das bestmögliche Programm mit einem Maximum an Sehenswürdigkeiten angeboten hat, aber leider auch keinen Einfluss auf das miese ...Wetter hatte Great Job, Thanks a lot!
Es hat uns doch gefallen und wir fahren sicher wieder mit dir hin, …. aber dann nur mehr im Sommer und bei schönem Wetter!
         We love Scotland !  
 Alain BURG
Lehren und Erkenntnisse einer außergewöhnlichen Motorradtour.
Wenn sich sogar hartgesottene raue Schotten über das miese Wetter dieses Sommers beklagen und hierüber „really not amused“ sind, dann war dies wohl einer der besch… Sommer der letzten Jahre und wir hatten einfach Pech. Böse Zungen behaupten, der Sommer in Schottland fiel dieses Jahr auf einen Mittwochnachmittag im Juli.
- Bei einer Motorradtour sollten Handys täglich aufgeladen werden, vor allem dann, wenn den ganzen Tag über der „Bluetooth-Modus“ eingeschaltet ist, weshalb Aufladegeräte, wenn man auf Reisen ist, im Gepäck nützlicher sind als zu Hause, denn .... 
- Unsere neuen Motorrad-Funkanlagen sind recht gut und nützlich und deshalb auch sinnvoll, deren Reichweite ist aber eher beschränkt und reicht problemlos einige hundert Meter, nicht aber einige Kilometer, und schon gar nicht bei neblig trüben (oder schottischem) Regenwetter.
- Nicht alle Regenkombis sind dicht und halten den Träger trocken, manche Regenkombi-Außentasche ist aber sehr wohl wasserdicht und hält das durch die offenstehende Taschenklappe eingelaufene Wasser!
- Die Unterwassertauglichkeit von Mobiltelefonen (auch skandinavische) ist sehr beschränkt. Solche Geräte sind keineswegs wasserdicht und benötigen nach einem solchen Zwischenfall eine tagelange Trocknungszeit und viel liebevolle Pflege.
- Die Grundregeln des „Gruppenfahrens“ sind scheinbar gänzlich in Vergessenheit geraten und müssen unbedingt vor dem nächsten Saisonstart wieder in Erinnerung gebracht werden. Die diesbezügliche Broschüre müsste neu aufgelegt und an sämtliche Teilnehmer aller Touren und Ausfahrten verteilt werden. Einige Zeitgenossen haben augenscheinlich noch nie etwas davon gesehen oder gehört und es ist wohl auch ein Tabu-Thema, über das bisher im Club auch noch nie geredet wurde!
- Das morgendliche (kurze) Briefing oder auch ein lockeres Feedback in gemütlicher Runde am Abend sind nicht gänzlich unnütz oder überflüssig und könnten ev. manches Missverständnis vermeiden oder klären.
- Der Dudelsack (Englisch: Bagpipes) hat für Schottlands Kultur besondere Bedeutung erlangt und wird mit ihr assoziiert, obwohl es in ganz Europa Sackpfeifen gibt.
- Der Kilt als Männerrock war schon in der Frühzeit bekannt. Ob er in seiner schottischen Form auch hier entwickelt wurde, ist umstritten und was darunter ist bleibt nach wie vor unklar.
- Die schottische Küche - ist besser als ihr Ruf und der Tag beginnt mit einem Full Scottish Breakfast mit Bacon oder Ham and Eggs, Sausages, fried Mushrooms, baked Beans & Tomatoes, black Pudding, Potato Scones, Toast und dazu immer Butter und Marmelade.
Haggis, Schafsmagen mit Innereien, Zwiebeln und Hafermehl gefüllt und mit Pfeffer scharf gewürzt und mit Neeps and Tatties (gestampften Rüben und Kartoffelbrei) gegessen, ist neben Shortbread, das schottische Nationalgericht. Daneben gibt es Cullen Skink, eine Fischsuppe mit geräuchertem Haddock (Schellfische), Mince und Tatties, (Hackfleisch und Kartoffeln) und natürlich überall Fish'n chips. Angus beef oder ein lamb steak (Lamm) genießen weltweit einen hervorragenden Ruf und sollten ausprobiert werden, wird aber kaum angeboten. Der beste Nachtisch ist eindeutig ein Sticky Toffee Pudding, (heißer Schokoladenkuchen mit Caramel und Sahne) Öfters begnügten wir uns aber auch mit Toast, Sandwich oder aber Scones mit Marmelade und „clotted cream“ zu einer cup of tea.