Die Tour von Freitag den 11. bis Dienstag den 15. Juli war wohl der Aufhänger unserer diesjährigen Motorradsaison. Jeder wollte mit und so war die Tour auch im Nu ausgebucht. Dass einige die Tour noch ausweiten wollten und einen Tag früher starteten und/oder diese um einen Tag verlängerten war absolut verständlich, gibt es doch in dieser Gegend und an oder um die geplante Strecke herum, unzählige weitere Sehenswürdigkeiten, wo ein Abstecher durchaus lohnend ist. Bei der Planung dieser Tour waren ja bereits etliche Zwischenstopps mit Besichtigungen eingeplant worden und so war auch „dès le départ“ klar, dass dies eher eine „relaxe Sightseeing-Tour“ als eine kilometerreiche, fahrintensive „Kurvenräuber-Tour“ sei. Insgesamt waren 18, am ersten Abend sogar 19, Leute mit von der Partie.
Die erste Tagesetappe führte über Compiègne, zur „Clairière de l’Armistice“, die aber augenscheinlich überflutet war und so fiel der geplante Zwischenstopp auch sprichwörtlich ins Wasser. In Beauvais, beim bekannten Léon (de Bruxelles) wurden die Sachen getrocknet und einige Fischspezialitäten oder Steaks mit reichlich belgischen Pommes verdrückt, bevor es über Lyons-la-Forêt (eines der schönsten Dörfer Frankreichs) weiter ging bis in die Seine Bucht. Am späten Nachmittag trafen dann die einzelnen Gruppen nacheinander im Best-Western-Hotel „Cheval-blanc“ in Honfleur ein. Das vorzügliche Hotel liegt nur wenige Meter vom schönen Yachthafen von Honfleur entfernt, wo unzählige Restaurants und Bars zum Verweilen einladen. fangfrischer Fisch oder Meeresfrüchte wurden verständlicherweise von den meisten bevorzugt.
Am nächsten Morgen ging es wie gewohnt zeitig los, erst durch die bekannten und mondäne Seebäder Trouville-sur-Mer, Deauville, Vilers-sur-Mer und Houlgate bis zur bekannten „Pegasus-Bridge“ über die Orne, nahe dem nicht weniger bekannten Ouistreham und entlang der „plages du débarquement Sword, Juno und Gold“ (britischer Landungsabschnitt) und nach etlichen Fotostopps und einer Kaffeepause weiter nach Arromanches, zum ehemaligen künstlichen Hafen „Port Winston“ wo nach dem interessanten Museumbesuch auch noch Zeit für ein Mittags-Snack war. Nach der Mittagspause ging es dann weiter zu den westlich gelegenen (amerikanischen) Landungsabschnitten Omaha und Utah und zur hart umkämpften „Pointe du Hoc“. Leider mussten wir die Strecke kurze Zeit später abkürzen und Ste.-Mère-Eglise rechts liegen lassen, schliesslich wollten wir ja noch eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten Frankreichs, den Mont-St.-Michel besuchen. Die Felseninsel liegt genau an der Grenze zwischen Normandie und Bretagne und ist schon von weitem sichtbar. Höchst spektakulär thront auf dem schroffen Felsen, umgeben vom Meerwasser, eine Benediktinerabtei. Wir mussten um die ganze Bucht rum zum gebuchten Mercure-Hotel, stellten die Töffs ab, checkten schnell ein, zogen uns rasch um und düsten mit dem Elektrobus über den neu errichteten Damm zum Fusse des Mont-Saint-Michel, wo sich ein Rummelplatz von Souvenirläden und Restaurants befindet. Wir mischten uns unters Volk (jährlich 1 Mio. Besucher) und kämpften uns mühsam die unendlichen Stufen hoch. Interessante Bauwerke, kleine Häuser, verwinkelte Gassen, atemberaubende Aussichten, tolle Fotomotive und unzählige Souvenirs. Gegen 20:30 Uhr traf sich die ganze Gruppe zum gemeinsamen Dinner, das dieser Bezeichnung aber keineswegs gerecht wurde.
Auch am Sonntagmorgen starteten wir, zur gewohnt frühen Zeit, in südlicher Richtung, vorbei an Rennes und Châteaubriant, Richtung Loire-Tal. Ein erster Zwischenstopp beim ersten Schloss in Château de Châteaugiron kam den Damen gerade recht, auch wenn der Weg zum nächsten stillen Örtchen etwas länger war als gedacht. Eines der schönsten Schlösser ist sonder Zweifel das Château de Challin, (auch petit Chambord genannt) im Örtchen Challain-la-Potherie. In diesem schönen Schloss kann man sogar schlafen oder gar das ganze Schloss für eine Feier mieten. Gegen Mittag fuhren wir ins Loire-Tal ein, konnten aber kein passendes Restaurant für die Gruppe finden. Die „Table du Moulin“ unterhalb der alten Schlossruine in Champtocé-sur-Loire und etliche andere Restaurants auf unserer Strecke haben nicht ausreichend für 18 Leute. Am Ende klappt es dann im „Buffalo-Grill“ in Beaucouzé. Das Personal ist sehr freundlich und hilfsbereit und nach einigen Minuten Wartezeit ist ein langer Tisch für unsere grosse Gruppe zusammen gestellt. Die Grillsteaks sind vorzüglich und jeder wird satt. Leider haben wir bei unserer intensiven Suche nach einem passenden Gasthaus das prächtige Château de Serrant, nur wenige Meter abseits der D723, gänzlich übersehen, Schade.
Bedrohliche Wolken näherten sich rasch, sodass sich die meisten vor der Weiterfahrt wieder in Plastik hüllen. Nach wenigen Kilometern bereits halten wir kurz zum Fotoshooting am Château d‘Angers und weiter ging die Schlösser-Suchfahrt. Es folgten das Château de Montgeoffroy und das Château de Baugé; und immer wieder verfolgen oder kreuzten uns bedrohlich dunkle Wolken. Richtung Saumur gab es dann die erste gratis Dusche und am Ortseingang, unmittelbar vor dem notwendigen Tankstopp, den befürchteten Wolkenzusammenbruch.
Wenige Minuten später sind wir im Mercure-Hotel in Saumur, direkt am Ufer der Loire und mit toller Aussicht auf das Schloss und die Altstadt am gegenüberliegenden Flussufer.Ein kurzer Spaziergang über die Loire-Brücke führte die Teilnehmer in unterschiedliche kleinere Restaurants und diesmal wieder zu echt vorzüglichem Essen.
Die grosse Sightseeing-Tour per Bike fand dann am Montag statt. Nach einem kleinen Fotostopp am Château de Chinon fuhren wir gleich weiter zum Château d’Ussé, welches wir ausgiebig besichtigten. Am späten Vormittag erreichten wir dann das Château d‘Azay le Rideau und legten hier eine längere Mittagspause zwecks Besichtigung des Schlosses und Stillen des Hungers ein.
Danach fuhr dir Karawane weiter zum Château de Villandry wo wir die prachtvollen Schloss-Gärten besichtigten, ein absolutes Muss! Einmalig.
Weiter ging es, mal rechtsseitig, mal linksseitig, immer entlang der Loire, vorbei an den Ruinen von Château de Cinq Mars la Pile und den Schlössern Château de Luynes, Château de Tours und Château d’Amboise. Am Château de Chenonceau hatten dann an diesem Tag alle die Nase gestrichen voll und vorerst genug Schlösser gesehen und so genehmigten wir uns nur eine kühle Erfrischung bevor wir gleich weiter zum Etappenziel, dem Château de la Ferté Imbault düsten. Eine wahrhaft angemessene Bleibe für den BMW Moto-Club Lëtzebuerg und unsere letzte Nacht, ein ganzes Schloss fast alleine für uns. Die Zimmer im alten Gemäuer waren auch ganz ok und der coole Drink auf der Terrasse sehr angenehm, auch wenn das Aushilfspersonal aus Osteuropa keinerlei Fachkenntnisse im Gastronomie Bereich hatte und wir die Anweisungen zum Mixen der Drinks selbst geben mussten. Was uns aber zum Abendessen vorgesetzt wurde war eine Zumutung und definitiv inakzeptabel, ausserdem fehlte ein Gedeck, oder besser gesagt ein Platz für unseren 18. Mann ..? Echt unmöglich, geht gar nicht …und wo bitte bleibt hier die so berühmte und hoch geschätzte „Cuisine française“? Aber das Schloss als „Clubhaus“ kaufen, in Stand setzen und selbst verwalten wäre toll, so wurde zu später Stunde in der Bar philosophiert und so begann auch schon die Postenverteilung ….. „Gute Nacht, meine Freunde und träumt recht schön!“
Nach einer Ehrenrunde im Schlosshof verlassen wir am nächsten Morgen „unser“ Schloss in Richtung Château de Cheverny (galt für Hergé, dem Erfinder von TINTIN als Modell für das Schloss der Vorfahren von Kapitän Haddock). Eine ausführliche Besichtigung des Schlosses nebst riesigem Garten, Orangerie und Jagdhund Zwinger war angesagt. Erst kurz vor Mittag fuhr die Karawane weiter Richtung Château de Chambord, dem grössten, gewaltigsten und bekanntesten aller Loire-Schlösser. Das einzigartige Schloss der Superlative mit seinen 426 Räume, 265 Kamine, 77 Treppen, übertrifft in seiner Masslosigkeit sogar Versailles. 1800 Bauarbeiter bauten hier 28 Jahre lang nur am 1. Bauabschnitt (Donjon und Königlicher Flügel) 2000 Personen konnten im Schloss untergebracht werden. Aber irgendwie war jetzt die Luft raus und die Lust am Schlösserinspizieren gestillt und allein die happige Parkplatzgebühr führte zu Äusserungen wie „muss net sinn“ oder „ech hunn der genuch gesinn“ oder „ass souwisou ëmmer dat selwecht“ oder „wanns de eent gesinn hues hues de se all gesinn“ und „fuhr weider“ ….! - Was dann auch geschah!

Einmal volltanken bitte, dann noch ein einfaches aber gute „Menu du Jour“ verdrücken und auf geht’s, Richtung Autobahn und Richtung Heimathafen, aber nicht für die ganze Gruppe.
Anmerkung des Schreibers: Es geht auch so, wir können auch das, nicht nur rasen und Gas geben, (wie immer behauptet wird) … nur, Motorradfahren macht aber auch Spass.
Alain Burg