Herbst- und Winter-Ausfahrten

 Alle Jahre wieder locken die letzten warmen Tage des Jahres zu Motorradausflügen durch die farbenprächtige Natur. Die Zeiten wo Bikes während der Wintermonate abgemeldet oder eingemottet wurden sind längst „passé“ und viele wollen auch im Winter manchmal ihrem liebsten Hobby frönen und verkürzen so das lange Warten auf die kommende Saison. 
Motorradtouren im Herbst, wie an frostklaren Wintertagen besitzen einen ganz besonderen Reiz. Die frische Luft wirkt belebend, der „normale Ausflugsverkehr“ hat deutlich abgenommen und bei oft grandioser Fernsicht kann man die Blicke schweifen lassen.
Nun kommen aber zu den bereits hinlänglich bekannten, immer währenden „Problemzonen“, wie Fahrbahnmarkierungen, Längsfräsungen, Bitumenklecksereien, Kopfsteinpflaster, Kanaldeckel, Aquaplaning usw. gleich eine ganze Reihe spezieller, saisonbedingter Gefahrenstellen hinzu. Deshalb ist für jeden Biker gerade jetzt das «Lesen der Fahrbahn›› besonders wichtig. Optische Anhaltspunkte wie - Farben (je dunkler desto rutschiger) oder Lichtreflexionen (je stärker die Fahrbahn spiegelt, desto glatter) erkennen, auch wenn dies jetzt, durch die tiefer stehende Sonne erheblich erschwert wird!
Achtung: Vieles kann die Fahrbahngriffigkeit erheblich beeinflussen.
Fahrbahn = Reibpartner der Reifen!
 
Auch die besten Reifen sind überfordert wenn die Fahrbahn schmierig - glatt ist.
Vorsicht, wenn Laub (oder von Autoreifen “vermostetes” Fallobst) auf der Fahrbahn liegt, denn auf nassen Blättern können die Reifen, schon bei minimaler Schräglage, sowie auch und vor allem beim Bremsen blitzschnell wegschmieren. Auch trockenes Laub ist kein Garant für eine sichere Kurvenfahrt, denn darunter klebt oft eine schmierige, aalglatte Schicht.
Höchste Aufmerksamkeit ist hier auch beim Bremsen und Beschleunigen geboten.
Eine besonders vorausschauende Fahrweise ist unabdingbar, denn der Herbst ist auch Mais-Erntezeit, wo überall vollbeladene landwirtschaftliche Nutzfahrzeuge mit geringem Tempo unterwegs sind welche die Straßen nicht selten in wahre Schlammpisten verwandeln.
Am frühen Morgen sowie in den Abendstunden bilden sich zu dieser Jahreszeit oft Nebelschwaden, die die Sicht stark beeinträchtigen.
Auch wenn die übrige Strecke schon längst trocken ist, halten sich vor allem auf schattigen Straßenabschnitten, in Senken und auf Brücken, Nässe und Raureif besonders hartnäckig, deshalb Augen auf und Tempo reduzieren.
Des weiteren droht in dieser Jahreszeit besonders häufig Gefahr durch Wildwechsel. Es ist auch Jagdsaison!
Da das oft diesige und trübe Wetter auch die Sicht der anderen Verkehrsteilnehmer deutlich einschränkt sollte man auffällige Schutzkleidung, oder gar zusätzliche Reflektoren tragen.
Ein typisches Problem ist jetzt auch das Beschlagen des Visiers, - hier schlägt sich die hohe Luftfeuchtigkeit in Form winziger Tröpfchen nieder, und erfordert häufiges Wischen. Äußerst unangenehm ist ein von innen beschlagenes Visier. Wer kein «anti-fog-beschichtetes›› oder gar «beheiztes›› Visier sein Eigen nennt, kann hier eine gewisse Abhilfe schaffen, wenn er vor der Fahrt die Innenseite des Visiers mit ein paar Tropfen Spülmittel einreibt.
Spätestens bei Schneefall und Schneematsch (oder gar Glatteis) auf der Fahrbahn sollte das Bike dann aber in der Garage stehen bleiben, denn das Sturzrisiko ist in diesen Fällen extrem hoch. Doch auch bei trockenem Wetter und geräumten Straßen muss der winterfeste Biker auf der Hut sein, denn hinter jeder Kurve können vereiste Passagen lauern.
Auch wenn die Straße sonst bereits eisfrei ist sind Brücken oft spiegelglatt.
Besondere Vorsicht ist auch bei Wald- und Schattenpassagen geboten. Große Schräglagen sind im Winter nicht möglich, da sich die Haftungswerte der Reifen mit sinkender Temperatur deutlich verschlechtern, da die Reifen ihre optimale Betriebstemperatur jetzt nicht mehr erreichen.
Nur eine vorsichtige Fahrweise, ein angepasstes, verringertes Fahrtempo, sowie der größtmögliche Weitblick können vor heiklen Situationen bewahren.
Für unbeschwerte Motorradtrips im Winter, müssen auch Fahrer und Motorrad den Witterungsverhältnissen und tiefen Temperaturen entsprechend ausgerüstet sein. 
Zweckmäßige Kleidung ist nun unverzichtbar und nur trocken und warm eingepackt lassen sich gesundheitliche Langzeitschäden (und Unterkühlungen) vermeiden. Thermokombi, Funktionsunterwäsche, Sturmhaube, und Halstuch, vorzugsweise aus Kunstfaser u.a. Synthetik-Materialien leisten hier gute Dienste. Baumwollbekleidung ist meist viel zu dünn, wärmt kaum und saugt zu viel Feuchtigkeit auf, weshalb sie für den Wintereinsatz eher ungeeignet ist.
Sehr wichtig sind auch warme Hände und Füße, denn mit klammen Fingern und gefrorenen Füssen geht das Gefühl für die Dosierung der Bremse verloren. Absolut notwendig sind demnach auch gut gefütterte, wasserdichte Motorradstiefel und Handschuhe. Handprotektoren von Enduros oder über die Lenkerenden gezogene Stulpen schützen hier zusätzlich. Die auskühlende Wirkung des Fahrtwindes sollte man nicht unterschätzen.
In diesem Sinne, Hals- und Beinbruch !